Die Diagnose Multiple Sklerose verurteilt Betroffene nicht gezwungenermaßen zu einem Leben im Rollstuhl. Der Krankheitsverlauf ist sehr individuell und auch für erfahrene Mediziner nur schwer vorauszusagen.
Von mild bis schwer - MS zeigt sich in zahlreichen Verlaufsformen
Nicht wenige Menschen, die schon sehr früh die Diagnose Multiple Sklerose erhalten, leben viele Jahrzehnte völlig beschwerdefrei. Es ist nicht ungewöhnlich, dass auch Patienten im Rentenalter nur geringe Einschränkungen durch die Krankheit erfahren.
Multiple Sklerose bleibt bei vielen Patienten auch ohne Therapie für lange Zeit stabil. Darauf sollte man sich jedoch nicht verlassen. Um sich seine Lebensqualität über viele Jahre und Jahrzehnte zu erhalten, ist es sinnvoller, rasch mit der Therapie zu beginnen.
Nicht jeder Betroffene benötigt Pflege
Nur etwa ein Drittel der Patienten mit MS ist auf Gehstöcke oder Rollstühle angewiesen, die anderen zwei Drittel der MS-Erkrankten mit den richtigen Therapien (i.d.R. Medikamente) gut in Schach und erleben überhaupt keine Einschränkungen.
Und auch für das eine Drittel, das von der Erkrankung stärker betroffen ist, heißt die Nutzung einer Mobilitätshilfe noch nicht, dass sie tatsächlich aktive Pflege benötigen - auch dann nicht, wenn ihnen bereits Leistungen aus einem Pflegegrad zustehen.
Viele MS-Betroffene können ihren Alltag auch im Rollstuhl noch alleine meistern und gehen nicht selten weiterhin ihrem Beruf nach. Regelmäßige Physiotherapie und/oder Ergotherapie helfen dabei, sich mit dem neuen Hilfsmittel im Alltag zurechtzufinden. Sollte der Umbau der Wohnung notwendig sein, um sie für Rollstuhlfahrer bewohnbar zu machen, können die Pflegekassen oder die KfW finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.
Pflege, wenn sie benötigt wird
Für MS-Erkrankte, die aktive Pflege benötigen, bietet die Pflegekasse Unterstützung in Form von Geld- und Sachleistungen an. Beide Leistungen sind zweckgebunden; sie sollen zur Finanzierung der nötigen Pflegedienste (inkl. Haushaltshilfe) verwendet werden.
Um Anspruch auf Pflegegeld zu erhalten, muss ein Pflegegrad bei der Pflegekasse beantragt werden. Da von der Feststellung bis zur Einstufung auch schon einmal einige Monate vergehen, ist es sinnvoll, den Pflegegrad frühzeitig zu beantragen; im besten Fall kurz nach erfolgter MS-Diagnose. Eine Höherstufung ist einfacher durchzuführen als der Erstantrag.
Zusätzlich zur Pflegestufe: Grad der Behinderung beantragen!
Pflegegrad und Schwerbehindertenausweis dienen zwei verschiedenen Verwendungszwecken. Während das Pflegegeld für die Finanzierung einer Haushaltshilfe oder der pflegerischen Betreuung ausgezahlt wird, öffnen sich mit der Feststellung des Grades der Behinderung die Türen zu speziellen Rechten und Vergünstigungen, zu denen zum Beispiel der Kündigungsschutz, ein bezahlter Zusatzurlaub oder eine Altersrente für Schwerbehinderte zählt.