Ziele der Psychotherapie bei MS
- Krankheit bewältigen und Krankheitsverlauf verlangsamen
- Stress bewältigen und Begleiterkrankungen verringern
- Schmerzen bewältigen und Lebensqualität verbessern
- Potenzial entwickeln
- Am sozialen Leben teilnehmen
Krankheit bewältigen und Krankheitsverlauf verlangsamen
Der Umgang mit einer Erkrankung wirkt sich direkt auf den Krankheitsverlauf aus. Eine positive innere Einstellung zur Erkrankung kann zu weniger intensiven, weniger lang andauernden und seltener wiederkehrenden Schüben führen, wohingegen eine negative Einstellung die Anzahl der Schübe steigern und den einzelnen Schub verlängern kann. Die Therapie zeigt Wege auf, die es dem Patienten ermöglichen, seine Erkrankung besser anzunehmen und in sein Leben zu integrieren.
Stress bewältigen und Begleiterkrankungen verringern
Stress hat direkte Auswirkungen auf den Körper. Ein entspannter Körper führt bei chronisch Kranken sogar zu einer Verminderung der Krankheitsprogression. Deshalb ist es gerade für sie wichtig, mit Stress richtig umzugehen. Mithilfe psychotherapeutisch begleiteter Entspannungsverfahren lernt man unterschiedliche Wege kennen, die dazu beitragen, Stress zu reduzieren und die Lebensqualität deutlich zu erhöhen.
Schmerzen bewältigen und Lebensqualität verbessern
Unterstützend zur medikamentösen Therapie kann Psychotherapie dabei helfen, die Wahrnehmung und Bewertung von Schmerzen zu verändern. Eine besonders effektive Therapie zur Bewältigung von Schmerzen stellt die kognitive Verhaltenstherapie dar.
Potenzial entfalten
Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, sein Wachstumspotenzial trotz Belastungen, Krisen und Konflikten zur vollen Entfaltung zu bringen. Mit dem Abschied von unerreichbaren Lebenszielen kann man gleichzeitig neue Ziele willkommen heißen. Die Therapie unterstützt MS-Betroffene dabei, sich neue Perspektiven zu erschließen und ihre Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Am sozialen Leben teilnehmen
Eine chronische Erkrankung wie MS kann zu sozialer Isolation führen. Wie Angst, Sorgen und Streit verursacht auch Einsamkeit Stress. Und dieser kann sich auf den Krankheitsverlauf auswirken. Es ist daher nicht verkehrt, bei sozialer Isolation einen Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen, um seinen allgemeinen Gesundheitszustand zu verbessern.
Die Psychotherapie bremst Multiple Sklerose
Je weniger Stress, desto langsamer der Krankheitsverlauf. Mit diesem Satz lässt sich die Wirkung von Psychotherapie auf Multiple Sklerose zusammenfassen. Leidet die Seele, regt dies die Entstehung neuer Krankheitsherde im Gehirn an. Dies besagt eine US-amerikanische Studie, die nachweisen konnte, dass ein signifikant hoher Anteil der Probanden in der Zeit einer psychotherapeutischen Behandlung frei von Entzündungsherden blieb. Die positiven Ergebnisse hielten noch bis zu sechs Monate nach der Therapie an. Im Hinblick auf diese Ergebnisse ist es für Menschen mit MS auf jeden Fall empfehlenswert, eine psychotherapeutische Behandlung in Erwägung zu ziehen.
Therapiemethoden
Verhaltenstherapie
Wenn der Schmerz nicht verschwinden will, dann lässt man am besten das Verhalten verschwinden, das zu Schmerzen führt! Natürlich kann nicht jeder Schmerz mit Verhaltenstherapie zum Verschwinden gebracht werden; aber zumindest jener, der sich durch unser Verhalten beeinflussen lässt. Verändertes Verhalten führt zu veränderten Gefühlen. Die Verhaltenstherapie setzt genau an diesem Punkt an und verhilft MS-Patienten zu einem Leben mit weniger Schmerzen.
Gesprächstherapie
Eine psychologisch geleitete Gesprächstherapie (auch klientenzentrierte Therapie) vermittelt Selbsthilfestrategien, die bei der Krankheitsbewältigung helfen. In der Therapie geht es darum, sich selbst neu zu entdecken und sich trotz MS weiterzuentwickeln und zu wachsen.
Gestalttherapie
In der Gestalttherapie verliert die Krankheit ihren Stellenwert und wird durch Individualität ersetzt. Durch das Erleben seiner eigenen Individualität soll der Klient in Begleitung des Gestalttherapeuten neue Erfahrungen machen und dabei neue Verhaltensweisen erlernen. Die Gestalttherapie verfolgt einen ganzheitlichen Therapieansatz und kann aus ergotherapeutischen Elementen, Bewusstseinsarbeit, Dialog und Achtsamkeitsübungen bestehen und versucht, die im Widerspruch zueinander stehenden Persönlichkeitsanteile zu integrieren. Dadurch entsteht ein Gefühl von Authentizität und innerem Gleichgewicht.
Traumatherapie
Traumatische Erlebnisse in der Kindheit erhöhen das Risiko, im Erwachsenenalter an Multipler Sklerose zu erkranken. Die Erkrankung MS kann also auch als ein Hinweis verstanden werden, seine Erlebnisse endgültig zu verarbeiten. Die Traumatherapie behandelt in erster Linie nicht Multiple Sklerose. Sie kann als Zusatztherapie verstanden werden, die dabei hilft, traumatische Erlebnisse neu zu bewerten und dermaßen im Gedächtnis zu verankern, dass sie keine Flashbacks, negativen Emotionen oder Symptome mehr hervorrufen.
Entspannungsverfahren
Unterschiedliche psychotherapeutische Stressbewältigungsprogramme werden eingesetzt, um besser mit den eigenen Ängsten, Krisen und Konflikten umgehen zu können. Durch Verfahren wie etwa dem Autogenen Training, Atementspannung oder der Progressiven Muskelentspannung erlernen die Klienten die Fähigkeit, mit ihrer Lebenssituation gelassener umzugehen.
Soziotherapie
Die Soziotherapie wird MS-Patienten nur in Ausnahmefällen verordnet, nämlich dann, wenn zusätzlich zur Multiplen Sklerose eine psychische Erkrankung oder Behinderung (z. B. Bipolare Störung, Schizophrenie, Autismus,...) vorliegt, die den Patienten daran hindert, sein Leben aus Eigenem zu strukturieren. Dieser Behandlungsansatz versteht sich als eine Mischung aus Therapie und Sozialarbeit. Der Therapeut begleitet dabei den Klienten in seinem häuslichen Umfeld und erarbeitet mit ihm gemeinsam Strategien, die sein Alltagsleben verbessern. Er findet mit ihm gemeinsam Strategien, etwa um den Tag zu strukturieren, Vorhaben umzusetzen oder Konflikte zu lösen. Die neuen Strategien werden gemeinsam erarbeitet und durch gemeinsames Üben vertieft. Soziotherapie kann bei Bedarf das gesamte soziale Umfeld, Familie wie Freunde mit einbeziehen.
Einen Psychotherapeuten finden
Die Psychotherapie-Informationsdienst ist eine Online-Dienstleistung des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) und seiner Tochtergesellschaft Deutsche Psychologen Akademie GmbH (DPA). Auf dem Portal kann unter anderem nach Postleitzahl, Krankheit und Verfahren sortiert werden.
Ein weiteres hilfreiches Online-Portal zur Psychotherapeuten-Suche stellt die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) zur Verfügung. Es kann unter anderem nach Postleitzahl und nach Kassen- oder Privatpraxis sortiert werden.
Auf der Suche nach einem fremdsprachigen Psychotherapeuten ist die Therapeuten-Suche von Pro Psychotherapie e.V. zu empfehlen.
Fragen und Antworten zum Thema
Was kostet die Psychotherapie bei MS?
Die Preise für eine Therapieeinheit sind verschieden und bewegen sich in einem preislichen Rahmen zwischen 80 und 140 Euro.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei MS?
Ja. Als anerkanntes Heilmittel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen bei MS-Diagnose die anfallenden Kosten.
Wie oft zum Psychotherapeuten mit MS?
Die psychotherapeutischen Einheiten sollten regelmäßig, bestenfalls im Abstand von einer Woche, konsumiert werden. Die Anzahl von drei Sitzungen pro Woche sollte nicht überschritten werden. Eine Kurzzeittherapie besteht oft aus einem 12-Stunden-Paket, eine Langzeittherapie aus einem 40- oder 50-Stunden-Paket. Die Stundenanzahl wird vom Arzt in Bezug auf das Krankheitsbild festgelegt. Bei MS ist auch eine Dauerbewilligung möglich.
Wie lange dauert eine Sitzung?
Eine Sitzung kann zwischen 25 und 150 Minuten dauern, in den meisten Fällen erstreckt sich eine Therapieeinheit über 50 Minuten.
Welche Websites bieten hilfreiche Informationen zum Thema Psychotherapie bei MS?
Die Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Durchführung von Psychotherapie enthält genaue Informationen über die Therapie als Leistung der Krankenkassen, die anerkannten Verfahren und die Rechte von Klienten.
Die Bundes-Therapeuten-Kammer bietet unter anderem nach Bundesland aufgeschlüsselte Informationen zu Patientenrecht, Beschwerden und Beratungsnummern.